Sportler wollen in den Flow-Zustand

Zurzeit höre ich von Sportlern immer wieder den Wunsch, dass sie sich selber in den Flow-Zustand versetzen wollen. Ganz bewusst. Warum ist dieser Zustand so faszinierend? Und: Können wir beeinflussen, ob wir in einen «Flow» kommen?

«Wenn ich im Flow-Zustand bin, gibt es kaum mehr einen Gegner, der mich am Erfolg hindern kann.» Das sagt mir kürzlich ein Sportler, der den «Flow» schon einige Male erleben durfte. Wie er sich in dieser Situation gefühlt habe, will ich von ihm wissen. Er kann sich kaum erinnern. Wenn er in diesem Zustand sei, dann blende er alles um sich herum aus. Das ist typisch. Im «Flow» rufen wir unsere bestmögliche Leistung ab und fühlen uns gleichzeitig bestmöglich. Alles gelingt. Das Selbstvertrauen erlebt einen Peak. Erinnern mag sich der Sportler an die Resultate, die er in dem Zustand erzielt hat. Sie sind ausnahmslos erfolgreich. Und nun seine Bitte für unsere nächsten Wochen; diesen Flow-Zustand beliebig abrufen zu können. Bevor ich verrate, was ich ihm auf seinen Wunsch geantwortet habe, wechseln wir in ein anderes Setting.

Diesmal eine Sportlerin, die sich auf einen internationalen Grossanlass vorbereitet. Nach diversen Tools, in denen sie ihre mentale Verfassung enorm gestärkt hat, wieder derselbe Wunsch. Das Abrufen des Flow-Zustands. Unser Dialog:
Ich: Was bringt dir denn der Flow-Zustand?
Sie: Dann rufe ich meinen optimalen Leistungszustand ab und fühle mich zudem richtig gut.
Ich: Brauchst du das, um erfolgreich zu sein?
Sie: Nein. Aber ich möchte eine Strategie in der Hinterhand haben, für den Fall, dass mir mein Wettkampf nicht wie erhofft gelingt.

Ich verstehe sie. Und hier entsteht die grosse Herausforderung: In den Flow-Zustand wechseln während einer Phase, in der das Momentum nicht auf unserer Seite ist. Das ist ihr Wunsch. Ich schaue sie kurz an und sage nichts. Nun lacht sie und meint, dass das wohl kaum möglich sei und versteckt hinter ihrem Blick viele Fragezeichen. Liegt sie richtig?

Wir lösen zuerst das erste Beispiel auf. Sie wissen: Der Sportler, der sich quasi als unbezwingbar sieht, wenn er im «Flow» ist. Wir entwickeln eine Strategie. Nur auf ihn zugeschnitten. Nicht kopierbar. Er beginnt sie zu trainieren. Er verinnerlicht sie über die Wochen. Trotz mehreren Fehlversuchen gelingt es ihm, sporadisch in den Zustand zu kommen. In der gemeinsamen Analyse finden wir einen Weg, der die Wahrscheinlichkeit, in den «Flow» zu kommen, zusätzlich erhöht. Als Sport Mental Coach bin ich fasziniert, was in dieser Begleitphase innerhalb von wenigen Gesprächen rund um ein Thema passiert ist.

Zur Sportlerin: Sie will in den Flow-Zustand, wenn der Wettkampf einmal nicht ganz rund läuft. Das ist eine grosse Herausforderung, an der wir zurzeit arbeiten. Im Unterschied zum Sportler zuvor, kann sie die mentalen Tricks in den Trainings nicht immer abrufen. Denn: Sie muss sich ja schlecht fühlen und erst dann will sie den Zustand beeinflussen und im besten Fall in den Flow-Zustand gelangen. Das heisst, sie kann die besprochenen Strategien erst lernen, wenn es in einer Trainingsphase nicht an ihren Vorstellungen läuft. Das ist komplex und faszinierend zugleich. Für mich ist klar, den Flow-Zustand können wir abrufen. Dahinter steckt aber ein klar definierter Plan. Es ist womöglich die Anleitung zum ganz grossen persönlichen Erfolg. Die grossen Wettkämpfe stehen für sie erst im Jahr 2024 an. Persönlich bin ich überzeugt davon, dass wir bis dann eine funktionierende Strategie haben. Wir können tatsächlich bewusst in einen «Flow» kommen. Magisch. Oder?