Wer hat hier das Problem? - Umgang mit nervenden Arbeitskollegen leicht gemacht
Ich sitze mit einem Kollegen im Zug. Beide sind wir aus
unterschiedlichen Gründen in Visp eingestiegen und fahren nach Zürich. Er zum
Flughafen. Ich zum Hauptbahnhof. Während ich am Folgetag an der Sport Mental
Akademie als Dozent unterrichten darf, kommt er in den Genuss von zwei Wochen
Urlaub. Ich nenne den Kollegen für meinen Blog Leon. Wir erreichen noch nicht den
Lötschberg-Basistunnel, als Leon mir die miese Stimmung an seinem Arbeitsplatz
schildert. Deswegen flüchtet er aus dem Arbeitsumfeld für zwei Wochen. Der
Urlaub sei spontan entstanden. Der Grundtenor: Alle anderen sind Idioten. Sie
tun nichts. Sie können nichts. Sie sind nichts. Aha. Das hat er sich ja toll
zurechtgelegt, denke ich. Und gleichwohl: Leon ist mit seinem Problem in bester
Gesellschaft. Die anderen sind schuld. Nicht ich. Ich nehme euch mit in die
pure Realität am Arbeitsplatz.
Arbeitest auch du in einem Team mit Idioten? Nerven dich Arbeitskollegen? Es ist Fakt: Arbeitsplätze werden oft von Besserwissern besetzt. Oder von denen, die es bald werden wollen. Wie gehen wir mit solchen Menschen um? Die Lösung ist einfacher, als du erahnen wirst. Leon kennt sie während seiner Zugfahrt noch nicht. Vielleicht sag ichs ihm. Ich zweifle noch. Zurück zum Arbeitsumfeld. Darin befinden sich stets unterschiedliche Personen. Im besten Fall sogar einige wenige Persönlichkeiten. Mehrere Generationen mit diversen Glaubenssätzen, Prägungen, Überzeugungen treffen aufeinander. Spannungen und Meinungsverschiedenheiten sind unvermeidbar. Wie soll der Morgenmuffel wissen, dass es Leute gibt, die morgens einen grossen Gesprächsbedarf haben? Warum soll die bald 60 Jahre alte Sekretärin mit 40-jähriger Berufserfahrung gegenüber Prozessbeschleunigern der jungen Lehrabgängerin offen sein? Es entstehen Konflikte. Konflikte sind Störfaktoren innerhalb von einer Firma. Und Störfaktoren hindern Mitarbeitende daran, ihr gesamtes Potenzial zu entfalten. Der Verlierer bist du selber. Und: Die Firma. Es gibt Unternehmensleitungen, die diese Störfaktoren gezielt eliminieren. Ihnen gehört die Gegenwart. Und die Zukunft. Wir schwenken leicht vom Thema ab. Wir wollen wissen, was wir nun gegen diese nervenden Mitarbeitenden tun können? Wir müssen uns mit uns beschäftigen.
Wie oft nervt uns ein Mitarbeiter so sehr, dass wir abends heimkommen uns unseren Liebsten sagen, Frau Gerber ist zu langsam. Herr Furrer wirkt ständig müde. Frau Bellwald wird immer laut. Herr Egli hat keine Kompetenzen für unsere Branche. Das ist ermüdend. Im Fall von Leon willst du nur noch raus. Raus in den Urlaub. Oder raus aus der Firma. Und jetzt kommt die Gretchenfrage: WER hat hier das Problem? Frau Gerber? Nein. Herr Furrer? Nein. Frau Bellwald? Nein. Herr Egli? Nochmals nein. Bei Leon heissen die Arbeitskollegen anders. Die Antwort bleibt gleich. Nur er hat ein Problem. Er braucht Sonderurlaub. Er muss raus. Alle anderen gehen wohl entspannt nach Hause. Und selbst wenn sie es nicht tun, wird dich das nicht interessieren. Aber dich und dein nächstes Umfeld interessiert dein Zustand. Also gilt es, diesen bestmöglich zu beeinflussen. Wir können nur unser Tun verändern. Unsere Wahrnehmung. Unser Verhalten. Unseren Umgang mit nervenden Mitarbeitenden. Die anderen kannst du nie ändern. Gar nie! Um diese Ressourcen in dir zu wecken und zu entdecken, braucht es übrigens nicht mehr als drei bis vier Coachings à 60 Minuten. Eine überschaubare Investition von Zeit und Geld zugunsten von weniger Stress am Arbeitsplatz. Natürlich immer unter der Voraussetzung, dass du etwas verändern willst. Für Leon reicht vielleicht eine Zugfahrt nach Zürich. Ich verrate es gleich. Versprochen.
Ändere dein Mindset und du wirst deinen Fokus am Arbeitsplatz auf all das richten, das du beeinflussen kannst. Darum geht es. Ob im Homeoffice oder in einem Teilpensum arbeitend, Arbeitskräfte kommen in den meisten Fällen in Kontakt mit Mitarbeitenden. Insbesondere in Sitzungen. Es geht darum, uns zu regulieren. Wer diesen Prozess mit sich macht, geht entspannter durch den Arbeitsalltag. Und vor allem: Wir sind dann auch entspannter zu Hause bei unseren Liebsten. Ist das nicht wunderbar? Haben die das nicht auch so verdient? Zurück ins Zugabteil, wo ich mir weitere Geschichten über Leons «unfähige» Arbeitskollegen anhöre. Ich frage mich, ob ich intervenieren will. Soll ich ihm sagen, dass er wohl der Einzige ist, der ein Problem hat? Er und nicht seine «unfähigen» Arbeitskollegen? Nein. Ich sags noch nicht. Der Wunsch nach Veränderung muss von ihm kommen. Immerhin hat er mich dahingehend inspiriert, einen Blog zu diesem Thema zu verfassen…